Seven Summit Südamerika
Dank modernster GPS-Technologie konnte im Jahre 2005 die zumindest unter Local Heros umstrittene Frage nach dem höchsten Gipfel Südamerikas geklärt werden: Mit 6962,9 Metern Höhe beansprucht der „Ackon Cahuak“, was in der Sprache der Quechua-Indois „Wächter aus Stein“ bedeutet, den Titel des Summit of South America (Cerro Aconcagua). Als Seven Second Summit wird der Nevado Ojos del Salado geführt (6893 Meter - die verschneiten Augen des Salzes). An dritter Stelle rangiert das Anden-Vulkanmassiv des Pissis (6795 Meter). Den definitiv höchsten für Mountainbiker im Sattel anfahrbare Punkt in der näheren Umgebung des Aconcaguas markiert eine Christoph-Statue am Grenzpass Cristor Redentor o del Bermejo (3832 m) an der alten Straße zwischen Los Andes (Chile) und Mendoza (Argentinien). Der rege Truck- und Autoverkehr auf dieser internationalen Passroute meidet diese extreme Andenpiste, wälzt sich auf 3200 Meter Höhe in einem Tunnel durch den Hauptkamm. Am Normalweg zum Cerro Aconcagua (Argentinien) endet eine Jeeppiste am Campamento Confluencia etwa 3065 Meter hoch. Auf dem weiterführenden Sendero zur Plaza de Mulas (Aconcagua-Basecamp) können nur noch wenige kurze Abschnitte im Sattel des Bergrades zurückgelegt werden. Es gibt einen wenig bekannten Skyrunner, der sein rollendes Gefährt auf den Seven Summit von Südamerika hinauf und anschließend wieder hinunter getragen hat. Bekanntere Größen der Szene scheiterten. Höher kommen Biker am Bauch des höchsten Vulkans der Erde Ojos del Salado (Chile/Argentinien). Jeeps können inzwischen auf einer Piste von der chilenischen Ruta 31 nahe der Laguna Verde (Paso San Francisco) ohne größere Probleme bis zum Refugio Tejos (5820 Meter, Ojos-Basecamp) hinauffahren. Auf dem weiterführenden Camino zum Gipfel haben rekordsuchende Mountainbiker verschiedener Nationen ohne Gepäck Meter für Meter hochtretend bereits eine Höhe von knapp unter 6100 Metern im Sattel erreicht. Superjeeps sind am Normalweg sogar bis auf knapp über 6650 Meter Höhe über dem Pazifik hochgefahren. Gipfelbezwinger mit Bike im Gepäck sind mir nicht bekannt. Das wird wohl an der gesicherten Kletterstelle im 2. Schwierigkeitsgrad wenig unter dem Gipfelkreuz liegen. Tourenbiker mit Gepäck werden schon im Sand und zwischen den Steinen auf dem Fahrweg zu den Tejos-Containern steckenbleiben. Am wenigsten erschlossen, weil am entlegensten in den hintersten Winkeln der Catamarca, zeigt sich das Vulkanmassiv des Monte Pissis (Argentinien). Zum Bascamp Mar de Plata (4560 Meter) auf der Nordseite führt von der Örtlichkeit La Coipa an der argentinischen Ruta 60 (Paso San Francisco) eine 90 Kilometer lange, für Radfahrer wegen des Streckenbelages (Sand, Geröll und Felsen) und -profiles (drei Kämme über 4500 Meter müssen überwunden werden) äußerst selektive Piste. Anfangs dem Rio Ancho bergwärts, nach zwei namenlosen Pässen von knapp unter 5000 Metern (4945 Meter und 4975 Meter) dem Rio Salado abwärts folgend, kann auf einem abenteuerlichen Camino durch farbenfrohes Anden-Hochland zur internationalen Passroute über den Pircas Negras mit dem Bike gequert werden. Auf der Südseite des Pissis gibt es eine 42 Kilometer lange Jeeppiste von der argentinischen Ruta 76 (Paso Pircas Negras) durch das Tal des Rio Veladero zum Kraterrand der Corona del Inca Pillo (5450 Meter). Weite Strecken sind allerdings derart versandet, dass Radfahren nicht möglich ist. Vor 20 Jahren wäre die Frage nach dem südamerikanischen Seven Summit für Mountainbiker recht einfach zu beantworten gewesen. Bis ins Jahr 1992 wurde Schwefel am Stratovulkan Aucanquilcha (Chile, an der Ruta 21, Ollagüe) von einer über 6000 Meter hohen Mine mit schweren Lastwagen ins Tal abtransportiert. Geländewagen konnten bis zum Gipfel (6176 Meter) rauffahren. Mit Schließung der Mine hat die höchste Straße der Welt jegliche Bedeutung verloren. Erdrutsche haben die Trasse zwischenzeitlich an mehreren Stellen unterbrochen, auf weiten Strecken arg ramponiert. Die Aussagen, wie weit man da noch mit dem Mountainbike hochfahren kann, sind widersprüchlich. Ein Web-Video zeigt einen polnischen Biker mit Trailer, wie er den vermeintlichen Gipfel im Sattel über grobes Geröll pedalierend erreicht. Andere berichten, dass sie ihr Rad auf rund 5100 Meter Höhe zurückgelassen haben, da auf dieser Geröllpiste selbst bergab an ein Fahren nicht zu denken sei. Letztendlich wird es wohl von den Verhältnissen vor Ort und dem persönlichen Einsatz abhängen, ob man die Spitze der höchsten Zunge des Feuers über den drei Monden (der Berg Aucanquilcha in der Bildsprache der Quechua-Indios) mit oder ohne Rad erklimmt. Viele weitere Minenstraßen am Dach Südamerikas enden auf Höhen von über 5500 Metern. So am 6052 Meter hohen Vulkan Acotango (Grenze Chile-Bolivien, am Camino International Paso Tambo Quemado), wo Biker ohne lange Schiebestrecken die 5600 Meter-Grenze knapp überschritten. Am benachbarten Sechstausender, dem noch rauchenden Guallatire (Chile, Lauca-Nationalpark) verschwindet eine Piste auf etwa 5400 Meter Höhe im Steinschutt. Interessant für Biker, die möglichst lange Strecken ohne Schiebepassagen hochfahren möchten, dürfte der chilenische Paso Picavilque sein. Von Iquique am Pazifik kann man am Stück fast 5100 Höhenmeter hochkurbeln. Östlich der Passhöhe am beinahe 6000 Meter hohen Vulkan Sillajuay endet eine Minenpiste am Ostkamm auf 5500 Meter Höhe. Ein Grenzübertritt von Bolivien mit dem Bike nach Chile wäre hier möglich, aber illegal. Hohe Übergänge von der chilenischen Piste San Pedro de Atacamo zu den Gysiren El Tatio (dem weinenden Großvater) hinüber zur bolivianischen Lagunenroute gibt es am Vulkan El Apagado (5641 m, Gipfelfahrt möglich) und am Vulkan Sairecabur (Pass auf etwa 5740 Metern). Auch an diesen beiden Pässen ohne Namen ist ein Grenzübertritt eigentlich nicht erlaubt. Zudem liegen da noch Minen aus der Pinochet-Ära herum. In einem entlegenen Winkel der Cordillera del Lipez ragt der Doppelgipfel (Hauptgipfel 6008 Meter und Nebengipfel 5930 Meter) des Vulkans Uturuncu in den bolivianischen Andenhimmel. Vom Dorf Quetena Chico (4145 Meter) führt eine Minenpiste in den Sattel (knapp 5740 Meter) zwischen den beiden Kegelspitzen und endet am Nebengipfel auf einer Höhe von etwa 5850 Metern. Abrutschendes Geröll hat einige Abschnitte der Trasse auf etwa 5500 Metern Höhe teilweise verschüttet. Vereinzelt fahren allerdings immer wieder Jeeps mit Bergsteigern den Sattel an. Die Frage, wo Mountainbiker in Südamerika dem Himmel am nächsten kommen, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Zumindest unter den Vorgaben, dass weite Strecken des Uphills pedalierend zurückgelegt werden und die Schiebezeiten nicht mehr als zwei Stunden betragen, ist mein persönlicher Favorit der Puma der Cordillera del Lipez in Bolivien, wie die Qechua-Indios den Vulkan mit dem Wort Uturuncu näher beschreiben.
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Trans Anden 2014 Von der Atacama-Oase San Pedro über das Altiplano der Anden nach La Paz
Bei der Serac Joe-Südamerika-Tour 2014 wollen wir sowohl die Basis des Uturuncu als auch des Aucanquilcha mit dem Bike anfahren, auf den Minenstraßen nur mit der erforderlichen Bergausrüstung ausgestattet so hoch wie möglich hinauftreten und wenn es die Verhältnisse zulassen die Gipfel mit oder ohne Bike erreichen. Den Weg zwischen den beiden Summits über das einzigartig schöne Altiplano im Südwesten Boliviens beschreibt die legendäre Lagunenroute (Ruta de las Joyas altoandinas), die als schwerste Radroute der Welt gilt. Zum Abschluss knirschen die Reifen über 100 Kilometer lang auf strahlend weißem Salz (Salar de Uyuni - größter Salzsee der Welt) gen Oruro, wo im Jahre 1995 bei meiner Grenzbefahrung Chiles (von Peru nach Feuerland) die Einwanderungsbehörde und der Zoll noch ihre letzte Stellung vor dem Andenhochland bezogen - 600 Kilometer von der eigentlichen Grenze zu Chile am Gringo-Pass (Hito Cayon) entfernt! Bis heute hat sich auch in Bolivien viel verändert, steht eine Wellblechbaracke mit Aufschrift “Migracion” in der unwirtlichen Puna geographisch dort, wo sie hingehört, gibt es an dem einst menschenleeren Weg der Lagunen Hütten und sogar vereinzelt Hostals für die in der Saison recht zahlreichen Jeeptouristen. Während nur ganz wenige Biker ihr Glück an den beiden Vulkanen Uturuncu und Aucanquilcha suchen, so verfallen immer mehr Bike-Trekker aller Nationen dem Reiz der farbenfrohen Andenlandschaft auf der Lagunenroute. Viele bleiben im Sand stecken, werden vom Wind weggeblasen oder vom Schnee verscheucht. Andere müssen ihr Gefährt samt Anhänger nicht einen Meter schieben. Beschreibende Worte wie extrem, hart, brutal, unfassbar schön, bescheuert oder alles übertrieben machen die Runde. Jeder kocht sein Süppchen anders! Als sehr ambitioniertes Abenteuer-Trekking mit dem Mountainbike würde ich den Charakter der geplanten Serac Joe-Andenüberquerung umschreiben, eine Expedition ist es in jedem Falle nicht. Neu ist die Verbindung der verschiedenen Tourenziele (Uturuncu, Lagunenroute, Aucanquilcha, Salar de Uyuni) zu einem roten Faden über das Land der Kondore hinweg. Da ein Nachschub an Trinkwasser und Proviant unterwegs immer wieder möglich ist, kann auf einen Begleitjeep verzichtet werden. Die erforderliche Ausrüstung (siehe auch unten) wird am Bike in Packtaschen und einem großen Rucksack transportiert. Über den Erfolg einer Andenreise entscheidet neben der eigenen Konstitution in erster Linie das Wetter. Im Großen Norden (Llullallaico, Nevado Ojos del Salado, Pissis, Aconcagua, Mercedario) gelten grundsätzlich die Monate Januar und Februar als beste Zeit fürs Bergsteigen. Zu beachten ist allerdings, dass das Altiplano vom “bolivianischen Winter” beeinflusst wird. Dieses Mikroklima-Phänomen kann in ebendiesen Monaten zu heftigen Niederschlägen führen mit der Folge von Schnee in den Hochlagen der Lagunenroute, zumindest für Radfahrer unpassierbarem Wasser auf dem Salar de Uyuni und brutalen Schlammpisten nach Oruro. Deshalb habe ich mich für den Zeitraum von Mitte April bis Anfang Mai entschieden. Für diese Route als sehr ambitioniert zeigt sich der Zeitrahmen von drei Wochen. 16 Aktionstagen mit dem Bike steht nur ein Reservetag gegenüber. Bei Bedarf kann die Route vereinfacht und auch gekürzt werden. Im Falle eines Verzichts auf den Gipfelsturm am Uturuncu und/oder Aucanquilcha ergeben sich weitere Ruhetage in kleinen Ortschaften.

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